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Stress, Angst, Panik beim Tauchen: So können Taucher kopflosem Handeln vorbeugen

Stress, Angst, Panik beim Tauchen: So können Taucher kopflosem Handeln vorbeugen

Autorin: Sonja Kaute

Tauchen ist Kopfsache: Wenn der Kopf nicht mitspielt, der Taucher von Stress in Angst und Panik gerät, helfen auch Erfahrung und Wissen manchmal nicht mehr. Doch wie kann man Angst erkennen, wie wird daraus Panik und wie kann man einer Panikreaktion vorbeugen? Wichtige Tipps in der Übersicht.

Angst ist eine gute Sache: Sie schützt den Menschen vor unreflektiertem Handeln und sorgt in der entsprechenden Situation dafür, dass der Mensch körperlich und psychisch in Alarmbereitschaft geht. Im Tauchsport kann man gar nicht oft und vehement genug betonen, dass Angst erlaubt ist und man sich niemals dafür schämen muss – ganz gleich, welchen Ausbildungsstand und wie viele Tauchgänge man schon auf dem Buckel hat.   Unter Wasser spielt Angst bei Zwischenfällen häufig eine Rolle. Und: Sie ist gar nicht so einfach zu erkennen, beim Tauchpartner und auch bei sich selbst. Weil viele Dinge ablenken und die Körpersprache sowie Kommunikation stark eingeschränkt sind.

Ursachen von Angst

Drei Arten von Faktoren können Angst verursachen:

  • Körperliche Faktoren wie Kälte, Seekrankheit, Tiefenrausch, Erschöpfung, Wasser-Nase-Reflex…
  • Äußere Faktoren wie Dunkelheit, schlechte Sicht, Strömung, Vereisung eines Atemreglers, Luftmangel, vollgelaufene Tauchmaske, Blauwasser…
  • Psychologische Faktoren wie mangelndes Vertrauen, Prüfungsangst, Gruppendruck…

Wie kann man über und unter Wasser Angst erkennen?  

Um panischen, unkontrollierten Reaktionen vorzubeugen, gilt es, Angst frühzeitig zu erkennen – beim Tauchpartner oder bei sich selbst, vor oder während des Tauchgangs. Dafür müssen Taucher reflektieren: Geht es mir / allen anderen gut? Warum fühle ich mich / fühlen andere sich unwohl? Was kann man tun?

 Vor dem Tauchgang kann man Angst bei anderen und bei sich unter anderem durch folgende Verhaltensweisen erkennen (diese Aufzählungen sind natürlich nicht abschließend):

  • Unruhe bis hin zur Hektik
  • Schreckhaftigkeit
  • übermäßige Gesprächigkeit oder ungewöhnliche Schweigsamkeit
  • Suche nach Nähe

Während des Tauchgangs können folgende Dinge hinzukommen, an denen man Angst erkennen kann:

  • fahrige Bewegungen
  • aufgerissene Augen, starrer Blick, der häufig nach oben geht
  • unbegründetes Zurückbleiben oder Taucher sucht Nähe
  • unlogisches handeln oder zögern
  • schnelle Atmung (viele Luftblasen)
  • Handzeichen „Unwohlsein / Etwas ist nicht in Ordnung“

Bei sich selbst kann man Angst frühzeitig erkennen, indem man sein Befinden reflektiert. Auf Angst können folgende Faktoren zusätzlich zu den oben beschriebenen hinweisen:

  • innere Unruhe, erhöhter Herzschlag und schnellere Atmung
  • man möchte nicht weiter tauchen und würde am liebsten umkehren
  • Fixgedanken, zum Beispiel: „Was, wenn die Luft nicht reicht“, „Was, wenn wir uns vertauchen“
  • starker Wunsch, an der Oberfläche zu sein
  • man überlegt, ob man „Unwohlsein“ anzeigt

An dieser Liste kann man erkennen, dass Angst schon früh zu erkennen ist, wenn man genau beobachtet.

 So wird Stress zur Panik – oder auch nicht  

Bei Angst spielt es nur bedingt eine Rolle, ob sie objektiv begründet ist oder nicht: Wer Angst hat, steht unter Stress. Bis zu diesem Punkt sind dennoch kontrollierte Reaktionen möglich, vorausgesetzt, man erkennt die Angst und ergreift entsprechende Maßnahmen (mehr dazu weiter unten). Gerät die Angst zur Panik, werden die Handlungen kopflos.

Die Grafik macht deutlich: Der Mensch gerät vor allem dann in Stress, wenn er mit neuen Situationen konfrontiert wird und diese als bedrohlich empfindet. Stress, Angst und Panik können also auch bei erfahrenen Tauchern auftreten, wenn diese beispielsweise zum ersten Mal mit Eis, Strömung, dem Höhlentauchen oder einer Notsituation in Berührung kommen.

Tipps zur Vorbeugung von Panikreaktionen vor dem und beim Tauchen:

  • Erfahrungen mit unterschiedlichen Bedingungen und Situationen sammeln, an neue Situationen langsam herantasten
  • Kondition aufbauen
  • Abläufe und Sicherheits-/Notfallübungen trainieren: Je besser sie im Gehirn abgespeichert sind, desto automatischer werden sie in einer Notsituation abgerufen, bleiben die Handlungen kontrolliert. So lässt sich die Panikgrenze verschieben.
  • Ausrüstung pflegen und optimieren
  • mit Buddys tauchen gehen, denen man vertraut, „Machos“ aus dem Weg gehen
  • ausführliches, ehrliches und transparentes Briefing
  •  
  • offen mit dem Thema Angst umgehen, Schwächen und Angst eingestehen
  • ehrliche Reflexion und Kommunikation („Unwohlsein“ anzeigen), um frühzeitig gegensteuern zu können
  • bei großem Unwohlsein kann Händchen halten tatsächlich helfen, ebenso permanenter Blickkontakt
  • langsam Aufsteigen kann helfen (soweit kein Notaufstieg nötig ist natürlich)
  • Tauchgang abbrechen oder gar nicht erst antreten, wenn das Unwohlsein zu groß ist – auch das ist frühzeitiges Vorbeugen

Diese Liste ist natürlich nicht abschließend.  

FAZIT  

Angst ist menschlich, Panik kann man frühzeitig vorbeugen.

 

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